Was ist Ihr Fazit zum diesjährigen OPEN HOUSE ZÜRICH 2023?

Wir konnten die Besucherzahlen und das Interesse an Baukultur im Vergleich zum Rekordjahr 2019 auch in der Post-Corona-Zeit auf einem hohen Niveau ausbauen. Sowohl anspruchsvolle Expertenführungen wie auch niedrigschwellige, freie Gebäudebesichtigungen fanden ein breites Publikum. Auch einzelne Gebäude im ausserstädtischen Raum wurden gut besucht. Hervorragend funktionierte die erstmalige Kooperation mit dem Architekturforum Zürich, wo wir etliche der insgesamt 18 Veranstaltungen unseres Rahmenprogramms Open House PLUS+ durchführten. Die andere enge Kooperation mit made in Zurich mit ihrem Tag der urbanen Produktion am Samstag ging nun bereits in seine dritte Runde: 15 ausgesuchte Produktionsstätten und ein Talk wurden in unser Programm aufgenommen. Somit fällt das diesjährige Fazit positiv aus und motiviert für die kommenden Ausgaben von Open House Zürich.

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Ohne Unterstützungen von Förderstellen, Stiftungen und privaten Firmen, wozu auch das wertvolle Engagement von Keller Systeme gehört, könnten wir diesen beliebten Anlass nicht kostenlos für alle anbieten.

Raphael Karrer

Interview Open House 2
Casa Zentner: das einzige Werk in Europa des Meisterarchitekten Carlo Scarpa ausserhalb Italiens.
Interview Open House 3
Interview Open House 4
Interview Open House 5
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Was war Ihr Highlight unter den über 130 Objekten?

Zwingend eine schwierige Antwort bei einer solchen Anzahl und deshalb auch gleich zwei Objekte: zum einen die Casa Zentner* des für die Architektur des 20. Jh. prägenden Architekten Carlo Scarpa. Notabene sein einziges Werk in Europa ausserhalb Italiens. Die Case Zentner stand bereits 2016 bei der ersten Durchführung von Open House Zürich, auf unserer Wunschliste. Zum anderen ein zweites Gebäude auf dem sonst eher verschlossenen Zürichberg: das MFH an der Forsterstrasse. Wir konnten dieses Gebäude des Architekten Christian Kerez zwar schon früher für kleinere Gruppen öffnen. Zum ersten Mal durften wir so ausgedehnt mit gleich drei Wohnungsbesichtigungen die radikale Entwurfsarbeit von Christian Kerez einer grossen Besucherzahl näherbringen.

(*Anmerkung der Redaktion: ein legendäres Objekt, das uns auch ausserordentlich gut gefällt und in diesem Tages-Anzeiger-Artikel von Moritz Marthaler vortrefflich umschrieben ist.)

Interview Open House 6
MFH an der Forsterstrasse des Architekten Christian Kerez.
Interview Open House 7
Interview Open House 8
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Was bedeutet es, einen solchen Anlass zu organisieren?

Vieles ist offensichtlich: Gebäudeauswahl und Gebäudeanfragen, Detailplanung, Marketing etc. Etliches aber auch nicht und dazu gehört insbesondere das Fundraising, das einen erheblichen Teil der Planung in Anspruch nimmt. Ohne die Unterstützungen von Förderstellen, Stiftungen und privaten Firmen, wozu auch das wertvolle Engagement von Keller Systeme gehört, könnten wir diesen beliebten Anlass nicht kostenlos für alle anbieten.

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Vielleicht wird die Open-House-Bewegung in der Schweiz einmal als Kompetenzzentrum für die Baukulturvermittlung wahrgenommen.

Raphael Karrer

Was ist das Erfolgsrezept von OPEN HOUSE?

Das werden wir oft gefragt und dann erwähnen wir immer, dass das überzeugende Konzept nicht von uns erfunden wurde: alles begann vor über 30 Jahren in London. Von dort bekommen die verschiedensten Veranstalter die Zulassung den Namenszusatz «Open House» zu verwenden und das Format in der jeweiligen Stadt umzusetzen. Überall auf der Welt – wir gehören mittlerweile in einen Verbund von über 50 Städten auf fast allen Kontinenten – wird die Möglichkeit in Gebäude reinzukommen, die normalerweise für die Öffentlichkeit verschlossen sind, rege ausgekostet. Neben dem Interesse an qualitativ hochwertiger Architektur ist die Neugierde, was es hinter den Mauern zu entdecken gibt, ein weiterer Treiber des Erfolgs. Bei Privathäusern und Wohnungen ist bestimmt auch eine Prise Voyeurismus dabei.

Welche Vision haben Sie für das OPEN HOUSE ZURICH oder OPEN HOUSE BASEL?

Wer weiss, vielleicht wird die Open House-Bewegung in der Schweiz – mit Bern und dem Tessin sind von anderen Teams zwei weitere Standorte in Planung – einmal als Kompetenzzentrum für die Baukulturvermittlung wahrgenommen. Bis dahin arbeiten wir daran, das Gebäudeprogramm mit seinen Führungen und die Rahmenveranstaltungen auf einem qualitativ hohen Niveau beizubehalten. Daneben soll der Einstieg für Laien und damit eine niedrigschwellige Vermittlung von Architektur weiterhin im Fokus stehen und nicht verloren gehen. Eine Vision der Beständigkeit sozusagen.