In der Toggenburger Gemeinde Kirchberg ist mitten im ortsbildgeschützten Dorfkern ein neues Zentrum entstanden. Mit der Planung und Umsetzung wurden das Zürcher Architekturbüro von Thomas Schregenberger sowie die Lorenz Eugster Landschaftsarchitektur GmbH betraut. Die Bauten erinnern in ihrer Architektursprache an ortstypische Häuser aus der Hochzeit der Stickerei-Industrie. Das neue Dorfzentrum entsteht unmittelbar neben der katholischen Kirche. Dazu gehört die Clientis Bank und diverse Läden sowie Miet- und Eigentumswohnungen wie auch Atelierräume und eine Bushaltestelle. Kirchberg gilt als gutes Beispiel dafür, wie die Siedlungsentwicklung in den nächsten Jahren auch in den umliegenden Dörfern aussehen könnte.

Unter dem Titel «Ein Dorf wird städtisch» hat Dominique Knüsel für die renommierte Architekturzeitschrift werk, bauen + wohnen einen umfassenden Artikel geschrieben, der die Dimension dieses Projekts perfekt und sehr interessant aufzeigt. Es lohnt sich auf jeden Fall, ihn zu lesen.

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Die Clientis Bank ist das wichtigste Gebäude am Platz.

Thomas Schregenberger

Die Clientis Bank
Alle Häuser, die das neue Dorfzentrum säumen, haben einen massiven Sockel aus teils gestocktem, teils profiliertem Sichtbeton. Hierzu wurden einzigartige Betonelemente mit von Hand abgeschlagenen Kanten verwendet, die individuell in unserem Vorfabrikationswerk in Pfungen angefertigt wurden. Darüber sind die Objekte in Putz gehalten und verfügen über ein Dachgeschoss mit vertikaler Holzschalung. Einzig das Bankgebäude erhielt ein Sichtmauerwerk aus grauem Klinker mit aufwändig gestalteten Fensterelementen. Die Inspiration, der Fassade etwas Textiles zu verleihen, kam von den umliegenden, oft geschindelten Fassaden. Interessant ist auch, dass der Verwaltungsratspräsident der Clientis Bank Toggenburg ein Baumeistergeschäft führt. Daher erstaunt es kaum, dass die Häuser in klassischer Massivbauweise errichtet sind.

In Zahlen
Wir haben 77 Betonelemente geliefert, 10 verblendete Stürze und insgesamt 40 Preton-Elemente. 2 Fassaden sind aus Preton-Elementen, 2 Fassaden wurden vor Ort gemauert.

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Gedanken zur Clientis-Bank-Fassade

Ein Interview mit Thomas Schregenberger

Das renommierte Architekturbüro Thomas Schregenberger GmbH rund um den gleichnamigen Gründer (M.) und den Architekten Moritz Gisler (l.) und Andrzej Egli (r.) ist bekannt für seine feine Hand, Bewährtes aufzubrechen, neu zu interpretieren und ganzheitlich vorauszudenken.

Welche architektonische Rolle nimmt die Bank in der ganzen Überbauung ein?

Die Bank ist das wichtigste Gebäude am Platz, durch seine Zurückversetzung bildet sie den Dorfplatz.

Warum fiel die Wahl auf Keller?

Weil Keller den Stein im Angebot hatte, den wir suchten, und die Keller Systeme AG eine engagierte und kultivierte Firma aus unserer Region ist.

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kemano Klinker lichtgrau 240/115/54 mm
Warum hat man sich für Klinker entschieden?

Die Dorfkernbebauung in Kirchberg SG besteht aus sechs Gebäuden, das Bankgebäude am Platz ist wohl städtebaulich das Wichtigste. Diese Sonderstellung wollten wir mit einem etwas spezielleren Fassadenmaterial noch betonen. Traditionellerweise sind die vergleichbaren Bauten in Kirchberg (z.B. Gemeindehaus) geschindelt. Diese «textile» Oberflächenstruktur versuchten wir nun mit der Klinkerfassade zu erreichen.

Welches waren die Erwartungen ans Produkt?

Die fast schon textil wirkende Oberfläche, das Spiel von Licht und Schatten, die Unregelmässigkeiten in Farbe und Oberfläche des Materials, die Beständigkeit, der Status.

Was gefällt Ihnen besser, Wasserstrich oder Strangpresse?

Klinkersteine sind sehr verschieden einsetzbar und je nach architektonischer Aufgabe kann ich mir vorstellen, auch mal einen Stein aus der Strangpresse benützen zu wollen. Der unregelmässigere Stein hat meines Erachtens mehr Charakter und ist mir deswegen lieber.

Welche Herausforderungen sind Ihnen begegnet?

Selbstverständlich ist die Planung eines Sichtmauerwerks aufwändiger wie die einer Putzfassade. Wir wurden aber von Keller sehr gut unterstützt.

Wie stehen Sie zum Thema zirkuläres Bauen mit Klinkern?

Ich finde zirkuläres Bauen ein wichtiges Thema unserer Zeit. Inwiefern es schon neuere Beispiele mit Klinker gibt, weiss ich nicht. Bekannt sind mir vor allem Bauten, die nach dem zweiten Weltkrieg in Deutschland entstanden sind.

Besteht bei Ihnen Interesse an recycelten Klinkern?

Im Moment haben wir kein Projekt, in dem wir recycelten Klinker einsetzen könnten. Wenn wir aber in Zukunft die Gelegenheit dazu hätten, würde uns das bestimmt interessieren. Insbesondere, wenn ganze Steine wiederverwendet werden können.

Wie sehen Sie die Zukunft – Zweischalenmauerwerk oder dominiert die Kompaktfassade mit hartem Beleg?

Mir ist das Zweischalenmauerwerk lieber, aber es ist in der Regel eben auch teurer. Das Zweischalenmauerwerk ist eine hochwertigere Konstruktion mit entsprechend längerer Lebensdauer. Wir sind klar der Meinung, dass diese Konstruktion besser altert, sind uns aber bewusst, dass die zweite Schale leider auch etwas kostet. Die Kompaktfassade mit hartem Belag ist im Prinzip eine Aussendämmung mit hochwertigem Belag. Diese relativ dünnen Klinkerplatten können eine zweite Schale nicht ganz ersetzen.